2016
https://www.physikalischesoiree.at/
Die
Astrophysiker Wolfgang Baumjohann, Günter Kargl und Mark Bentley vom Grazer
Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
sprechen über wiederkehrende Himmelskörper. Episoden-Foto: Rosetta’s OSIRIS narrow-angle camera captured this image
of Comet 67P/Churyumov-Gerasimenko at 01:20 GMT from an altitude of about 16 km
above the surface during the spacecraft’s final descent on 30 September. The
image scale is about 30 cm/pixel and the image measures about 614 m across. – ©
ESA
Phs229 Kometen – Wissenschaft
Erzählt
Die Astrophysiker Wolfgang
Baumjohann, Günter Kargl und Mark Bentley vom Grazer Institut für
Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sprechen
über wiederkehrende Himmelskörper.
2016
https://www.physikalischesoiree.at
Die Astrophysiker Wolfgang
Baumjohann, Günter Kargl und Mark Bentley vom Grazer Institut für
Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sprechen
über wiederkehrende Himmelskörper. Episoden-Foto:
Rosetta’s OSIRIS narrow-angle camera captured this image of Comet
67P/„Tschuryumov-Gerasimenko“ at 01:20 GMT from an altitude of about 16 km
above the surface during the spacecraft’s final descent on 30 September. The
image scale is about 30 cm/pixel and the image measures about 614 m across. – ©
ESA
Transcript Intro
[0:20] Herzlich Willkommen! Lothar
Bodingbauer begrüßt euch zur physikalischen Soiree Nummer 229: das Thema ist
„Kometen“.
[0:28] Ich habe mit drei Wissenschaftlern gesprochen, der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz Institut für
Weltraumforschung, und die drei erzählen über Kometen über die Rosetta-Mission,
die uns ein Begriff ist. Sie ist 2004 von der ESA gestartet und hat einen
Kometen mit dem unaussprechlichen Namen „Tschuryumov-Gerasimenko“ 67
[0:48] am 6. August 2014, also zehn
Jahre später, erreicht und ein Stück lang begleitet. Man hat eine Landesonde
abgesetzt und unter anderem analysiert, wie so ein Komet riecht. Das werden die
drei jetzt erzählen, nicht durch Fragen unterbrochen. Es sprechen zu Beginn
Wolfgang Baumjohann, dann Günther Kargl und Mark Bentley und dann noch mal
Wolfgang Baumjohann. 5 mal 5 Minuten Director's Cut. Ich freue mich, viel
Vergnügen beim Zuhören.
[1:21] Music.
Botschafter vom Rande
des Sonnensytems
[1:30] Ich glaube, die meisten
Leute kennen den Begriff „Komet“, die wissen, dass ein Komet einen Schweif hat.
Aber viele wissen zum Beispiel nicht, dass jeder Komet während eines großen
Zeitraums seines Lebens gar keinen Schweif hat. Dann ist er einfach nur ein
schmutziger Schneeball. Der Schweif wird erst dann entwickelt, wenn ein Komet
in die Sonnennähe gerät.
Das tun gar nicht alle, denn viele
sind noch in der Oortschen Wolke, die sind also noch ganz weit draußen am Rande
des Sonnensystems. Aber manchmal gibt es welche, die rein gelenkt werden, die
reinkommen durch kleine Störung im Schwerefeld oder weil gerade irgendwas
vorbeifliegt, etliche davon werden auch vom Jupiter eingefangen und geraten
dann auf eine Bahn die so zwischen Jupiter und Mars Erde oder Sonnennähe
verläuft und wenn sie sich der Marsbahn annähern, dann hat der Komet genügend
Sonnenlicht, um eben das Eis, aus dem er schwerpunktmäßig besteht, zu erwärmen
und dann gibt es Gasausbrüche und dann gibt es einen Kometenschweif, der zieht
dann eine Staubwolke hinter sich her, die wird vom Sonnenlicht beleuchtet und
die kann man dann auch sehen, wenn sich um großen Kometen handelt.
Es gibt noch eine interessante
Geschichte, ein Komet hat immer zwei Schweife.
Der eine Schweif ist wirklich
Staub und Gas sowie auch auf der Erdoberfläche ist. Dieser Schweif geht einfach
hinter der Kometenbahn her.
[3:06] Dann gibt es noch einen zweiten Schweif, den
hat man erst in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt hat. Dieser
ist meist etwas schwächer und geht in andere Richtung.
Aber warum geht der
zweite Schweif in eine andere Richtung? Der deutsche Astrophysiker Hannes
Biermann hat gesagt, dass dies damit zusammenhängen muss, dass auch die Sonne
immer geladene Teilchen abstrahlt. Heute weiß man das ist das Weltraumwetter,
da kommen
große Plasma Blocks daher und dann
gewittert es in der ganz ganz oberen Atmosphäre und manchmal fällt dann das GPS
aus bzw. funktioniert nicht mehr ganz so. Zuerst stößt der Komet ganz normale
Teilchen und ganz normale Gase aus, die dann vom Sonnenlicht und UV-Licht
bestrahlt werden, dann können Elektronen ausgeschlagen werden, dann hat man
geladene Teilchen, wenn man ganz viele davon hat, die nennt man das Plasma und
der muss damit mit den den Sonnenwind-Plasma interagieren und dann hat man den
Sonnenwind vorhergesagt, den erst 10-15 Jahre später wirklich mit
Teilchendetektoren auf Satelliten gemessen hat.
Es gibt also den einen Schweif, der
entlang der Kometenbahn verläuft und einen zweiten, der von der Sonne weg
gerichtet ist und der geht deswegen von der Sonne weg, weil auch die Sonne
Plasma ausstößt, den sogenannten Sonnenwind, der praktisch immer von der Sonne
abgeblasen wird.
[4:31] Wer sich heute für Kometen
interessiert, sind drei Gruppen von Forschern, es gibt drei große Fragen. Die
erste Gruppe ist die, die sich schon vor 70-80 Jahren dafür interessiert hat.
Diese Gruppe die schaut auf die Wechselwirkung: wie das Plasma, das der Komet
ausstößt, mit dem Plasma des Sonnenwindes wirkt. Die zweite Gruppe sind die
Leute, die wissen wollen, wie das Sonnensystem entstanden ist, wie die Planeten
entstanden sind, wie Monde entstanden sind. denn eigentlich sind Kometen ein
Überbleibsel aus der Entstehungsgeschichte des Sonnensystems. Am Anfang war das
Sonnensystem, da gab schon die Sonne, die wurde zuerst gebildet, die war schon
mittendrin und drum herunter gab es eine große staubige Scheibe mit viel Gas
und Material drin und daraus wurden dann die Planeten gebildet, die Erde und
auch der Jupiter und was dann so übrig geblieben ist, insbesondere am Rand, wo
dann nicht mehr so viel passierte, daraus wurden letztendlich die Kometen
gemacht. Es ist immer noch Staub übrig geblieben. Einiges dieses Staubs hat
sich zusammen gepackt und das sind dann die Kometen geworden. Wenn man den
Staub in diesem Kometen untersucht, dann findet man praktisch die Urmaterie in
unserem Sonnensystem aus dem also Planeten, Monde und letztendlich auch wir
gebacken wurden.
Die dritte Gruppe schaut sich an,
ob es in den Kometen irgendetwas gibt, welches die Erde beeinflusst. Gibt es
auf dem Kometen Lebensbausteine?
[6:10] Lebensbausteine in der Hinsicht, das
sich schon in dieser Urmaterie oder in den 4 1/2 Milliarden Jahren organische
Verbindungen gebildet haben, die über die einfache CO2 Verbindung hinausgehen.
Und es stellt sich die Frage, wie das Wasser auf die Erde kam.
Irgendwann, im Ursprung war da ein
glühender Ball, also als sie gebildet wurde und als dann die Erde vor 4
Milliarden Jahren oder noch ein bisschen mehr mit irgendeinen anderen großen
Körper im Sonnensystem zusammen gestoßen ist - die Jugendzeit war sehr
turbulent - da wurde der Mond und die Erde gebildet. Zu diesem Zeitpunkt muss
die Erde fast flüssig gewesen sein, in vielen Schichten sagt man immer, da muss
fast alles Wasser verdampft worden sein und die Idee ist, das in den Kometen
schon alles drin ist. Und vielleicht ist das Wasser auf die Erde dadurch
gekommen, dass eben in den 4 1/2 Milliarden Jahren immer wieder ein Komet auf
die Erde runtergefallen ist und so wurden dann auf Dauer die Ozeane gefüllt.
[7:19] Music. Rendez-Vous im All
[7:48] Ein Komet ist eine von den
beiden Sorten von relativ kleinen Körpern im Sonnensystem. Es gibt die
Asteroiden und die Kometen. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass ein
Asteroid immer ein Felsbrocken ist, der
[8:02] vom Durchmesser mehrere Meter
bis zu etlichen Kilometer betragen kann; ein Komet hingegen ist ein lockeres
Gemisch, nämlich letztendlich so eine Art von schmutzigem Schneeball. Ein Komet
ist ein Eisgemisch, Wasser teilweise Kohlendioxid-Eis gemischt mit Staub.
[8:23] Die meisten Asteroiden
fliegen im inneren Sonnensystem. Die meisten Kometen sind ganz ganz weit
draußen, jenseits der Uranus Bahn des letzten Planeten des Sonnensystems.
Nur ab und zu kommt ein Komet rein
und besucht uns und bildet dann eine sehr schöne Erscheinung am Himmel Denn
wenn ein Komet der Sonne näher kommt, wird das Eis aufgewärmt, das Eis bricht
auf und dann zieht der Komet einen Schweif hinter sich her, der aus Eisstaub
besteht und den kann man am Himmel sehen. Vielleicht schon die Weisen aus dem
Morgenland zur Zeit Christi Geburtstag, da denkt man auch, die werden einem
Kometen hinterher gelaufen sein und hätten dann den Jesus in der Krippe
gefunden.
Es gibt Kometen, die Eintagsfliegen
sind. Das sind Kometen, die werden irgendwann von ganz weit draußen dadurch,
dass sie in die Nähe eines anderen Körpers kommen, im Gravitationsfeld
abgelenkt, dann fliegen sie in das Sonnensystem rein, zur Sonne hin,
und wir
haben das Pech, dass sie zu nah an die Sonne kommen und dann geht es Ihnen wie
Ikarus: sie stürzen ab, in diesem Fall auf die Sonne und nicht auf die Erde und
verbrennen.
Es gibt andere Kometen, die kommen
ebenfalls auf dieser Bahn rein und werden von Jupiter abgelenkt, vom Jupiter
eingefangen und kommen dann auf eine Bahn, die zwischen Jupiter und der Sonne
liegt und das ist natürlich eine kürzere Entfernung das heißt, diesen Trip kann
man so in 10,
[9:58] 20, 100 Jahren machen, das sind die periodischen Kometen
und wenn sie groß genug sind, dann verlieren sie beim Umlauf um die Sonne immer
nur ein bisschen Material und dann können sie immer wieder kommen. Der
bekannteste ist der Komet, der ist ganz hell und viele haben ihn vielleicht
1986 sehen können. Das war sozusagen sein letzter Besuch. Jetzt muss man 76
Jahre dazu zählen, dann kann man sich überlegen, ob man ihn auch beim nächsten
Mal wieder sieht oder beim nächsten Mal zum ersten Mal sieht.
Alle Kometen haben Namen, viele
haben Namen, die nicht so schön sind wie der Halleysche Komet, zum Beispiel der
Komet „Tschuryumov-Gerasimenko“, der ist schlechter auszusprechen. Der Grund
dafür ist, dass die meisten Kometen nach ihrem Entdecker genannt werden, viele
davon sind Berufs- oder Amateurastronomen, die so einen Kometen gerade wenn er
vielleicht zum ersten Mal kommt oder wenn er eine ganz lange Umlaufbahn hat und
nicht so hell ist, zum ersten Mal sieht, entdecken, das wird gemeldet und in
meisten Fällen wird dann dieser Komet nach dem Entdecker benannt.
[11:09] Man kann nun Kometen mit
Bodenteleskopen beobachten, aber dann kann man nicht so viel herausfinden,
d.h.: was man dann schon gemacht hat ist, man gibt Satelliten, Instrumente
drauf, Messgeräte drauf und fliegt hin. Zum ersten Mal hat man das im letzten
Jahrhundert gemacht, als der Halleysche Komet der Erde ziemlich nahe kam und
jetzt hat man vor ein paar Jahren einen weiteren Satelliten losgeschickt,
[11:39] das war im Jahre 2004, die
Rosetta Raumsonde, die jetzt noch viel bessere Messgeräte hat und die den
Kometen auf Geheimnissen untersucht hat, die sogar ein Landegerät abgesetzt hat
und in den vergangenen zwei Jahren ganz viele Messung gemacht hat.
[11:58]
Music.
Landung am Kometen
[12:27] Um zu wissen wie ich ein
Komet entwickelt hat, seine Entstehungsgeschichte, ist es wichtig zu verstehen,
was treibt sein Uhrwerk an. Bei den Kometen ist hauptsächlich die Sonne wichtig
und daraus kann man schließen, wie er sich entwickelt hat, wie sich auch das
Material arm Laufe der Zeit verändert hat. Die Rosetta Mission ist eine
europäische Mission,
[12:51] die man gemacht hat, um
einen Kometen aus der Nähe zu besuchen und diesen auch längere Zeit zu begleiten.
Es gibt jetzt mehrere Missionen, die Kometen gesehen haben,
oder für eine ganz
kurze Zeit vorbeifliegen gesehen haben. Die Rosette Mission war konzipiert,
um
einen Kometen über eine längere Zeit zu begleiten. In diesem Fall wurde der
Komet „Tschuryumov-Gerasimenko“ ausgewählt. Aus dem Grund, weil er von seiner
Bahn nahe genug an die Sonne kommt und auch damit auch nahe genug an die Erde
kommt und damit war er erreichbar. Mit der stärksten Rakete, die wir in Europa
oder weltweit haben, mit Ariane 5, konnte man diesen Kometen nicht direkt
anfliegen sondern es hat den zehn Jahre gedauert, in denen man sich der Bahn
langsam angenähert hat, weil diese auch zur gleichen Zeit am gleichen Ort mit
der gleichen Geschwindigkeit fliegen musste.
[13:43] , um hier überhaupt eine
längerfristige Annäherung machen zu können.
[13:49] Das Besonderen an Rosetta
ist eben, dass sie 2 Jahre Zeit hatte, einen Kometen aus nächster Nähe zu
beobachten, Aktivitäten zu sehen, Staub, der vom Kometen weggeht, zu beobachten
und auch das generelle Verhalten aus nächster Nähe zu untersuchen.
Die Rosetta
Mission besteht aus zwei Elementen sein, die eine ist Orbita. ein Element, das
ungefähr so groß war wie ein Smart Auto, also 2 1/2 mal 3 Meter, 3 Tonnen
Startmasse, Hälfte davon ca. Treibstoff.
[14:20] weil man für 14 Jahre Flugzeit
eben auch genug Treibstoff mitnehmen musste und das 2. Element war eine
Landesonde, weil viele Länder die Sonde auf den Kometen angekommen ist, erst
mal erkundet hat und auf der Oberfläche direkt Messungen zu machen.
Meine
Aufgabe an der Rosetta Mission war einerseits an einem Instrument mit zu
arbeiten, das die Festigkeit des Bodens und auch Temperatur gemessen hat. Das
sind beides sehr wichtige Eigenschaften, die man wissen muss, wenn man ein
Modell von einem Kometen aufbauen will, weil es hier um den Energiehaushalt und
generell um den inneren Aufbau geht. Alle geologischen Features auf dem Kometen
sind nach irgendwelchen altägyptischen Gottheiten oder nach Mythologien
benannt. Das hat sich von Rosette abgeleitet. Rosetta ist in Analogie nach dem
Stein von Rosette benannt, der nachdem wir die Hieroglyphen wieder entziffern
konnten, die Geschichte des alten Ägyptens wieder nach gebracht hat, ist die
Mission der ESA der Schlüssel zur alten Geschichte des Sonnensystems. Denn
dadurch, dass man wirklich auf der Oberfläche gelandet war, konnte man sehen,
dass der Komet keine glatte Billardkugel ist, sondern tatsächlich starke
Zerklüftungen sind und es gibt Aktivitäten, die die Landschaft in Stunden
verändern können und all das muss man berücksichtigen.
Die Umlaufbahn des
Kometen ist ca. 6 1/2 Jahre. In der Zeit bewegte sich der Komet von jenseits
der Jupiter Bahn bis fast in der Nähe der Erde.
[15:53] Er kommt nicht bis zur
Erdbahn sondern bleibt zwischen Erde und Mars. Der Komet selber rotiert ca. in
12 1/2 Stunden.
[16:03] Also 1 Tag auf dem Kometen ist deutlich kürzer als auf
der Erde, wobei man hier auch sagen muss, das in Sonnennähe beobachtet wurde,
das bedingt durch die Aktivität, das ganze Gas, das aufströmt, sich der Tag und
ca. 40 Minuten verkürzt hat.
[16:18] Das heißt der Komet dreht sich immer
schneller und schneller und es gibt auch Kometen, die deswegen mechanisch
auseinander brechen können.
[16:26] Bei der Landung selber hat man Temperaturen
bis zu minus 160 Grad gemessen. An der endgültigen Landesstelle gab es dann
Temperaturen von minus 150 bis 100 Grad.
[16:39] Ich habe hier übrigens eine
Postkarte, wo ein künstlerisch gemaltes Bild von Kometen drauf ist. Das
besondere an dieser Karte ist, dass in die Oberfläche Elemente eingebaut sind,
die Geruchselemente sind, die die genauen Zusammensetzung hat, wie man sie auf
der Oberfläche des Kometen gemessen hat. Das Kometengas besteht aus sehr viele
verschiedene Substanzen, nicht alle davon riechen gut. Man sagt, ein Komet
riecht wie eine Mischung zwischen Pferdestall und faulen Eiern.
[17:10] Und das
Bild zeigt eine künstlerische Darstellung von Kometen weil eben die Rosetta-
Mission auch sehr starke künstlerische Elemente beinhaltet hat heute, weil
gezielt Künstler eingeladen wurden, sich mit dieser Wissenschaft zu
beschäftigen. Das Besondere an den Bild selber ist, dass die Künstlerin dieses
Bild auch mit Wassermischung gemalt hat in derselben Isotopenhäufigkeit wie am
Kometen gemessen wurde und das ist deutlich anders wie das Wasser auf der Erde.
[17:39]
Music.
Mikroskopisch kleine Teilchen
[17:57] Wissenschaftler glauben,
dass Planeten durch das Zusammenkleben von Staubteilchen zu größeren Teilchen
und auf Grund von Zusammenstößen entstehen. Bei der Bildung der Kometen aus
Staub und Gas spielen diese mikroskopische Prozesse und mikroskopische
Eigenschaften eine entscheidende Rolle. Aber um diese Prozesse zu verstehen,
müssen wir die Größe und Form von diesen Teilchen wissen. Dieser Prozess ist in
unserem Sonnensystem schon lange vorbei. Wir glauben, dass Kometen wie eine
Tiefkühler sind und dass die Interia fast unverändert seit 4 1/2 Milliarden
Jahren sind. Darum sind wir mit Rosetta zu einem Kometen geflogen um fast und
unverändertes Material zu untersuchen.
Es ist auch möglich, Staubteilchen von Flugzeugen in etwa 20 km Höhe auffangen
zu können und man glaubt, dass davon Teilchen von Kometen kommen, die man auf
der Erde findet. Diese sogenannte interplanetaren Staubteilchen sehen sehr
flockig aus ähnlich wie Schneeflocke und die sind wirklich die Bausteine des
Sonnensystems. Aber diese Teilchen haben sich sehr verändert und wir wollten
mit Rosetta Mission frischen Kometenstaub und frische Marie messen und deswegen
sind wir zu einem Kometen geflogen. Das konnten wir mit Rosetta machen und im
Besonderen mit Midas.
[19:27] Midas ist ein
Rasterkraftmikroskop das erstmals ins All geschickt worden ist. Ein
Rasterkraftmikroskop ist ein hochauflösendes Mikroskop, das nicht mit Licht
funktioniert sondern ähnlich wie ein alter Plattenspieler eine scharfe Spitze,
eine Nadel hat. Diese Spitze ist auf einem Hebelarm montiert und dieser
Hebelarm mit der Spitze wird zu einer Probe bewegt: die verschiedenen Kräfte
zwischen Probe und Spitze sind vorhanden und der Hebelarm wird dadurch verbogen
und die Position der Hebelarms wird gespeichert, Wie ein Plattenspieler bewegt
sich dieser Hebelarm über die Probeoberfläche und auf diese Weise bauen wir
dreidimensionaler Bilder auf. Zuerst haben wir gesehen, dass fast keine sehr kleine
Staubteilchen mehr im Kometen waren. Wir haben erwartet, dass wir viele
Teilchen mit einer Größe von weniger als 1 Mikrometer zu finden. Ein
menschliches Haar z.B.: einen Durchmesser von ungefähr 40, 50 Mikrometer, also
sehr sehr klein. So klein, dass man das Teilchen nicht mit den Augen sehen
kann. Wir haben in den ersten Monaten nachdem wir am Kometen angekommen sind
gar keinen Teilchen gefunden. Da haben wir gedacht, was ist los? Funktioniert
das Instrument nicht? Oder was ist anderes passiert ? Wir haben die Probe
ausgesetzt, um Staub aufzusammeln und haben 3, 4 Mal nichts gefunden.
[21:06]
Erst auf der Landebahn 4 haben wir plötzlich eine große Menge von Teilchen
gefunden und diese Teilchen war sehr sehr groß, also viel größer als wir
erwartet haben und fast zu groß, um mit Midas zu untersuchen und wir mussten
überlegen, wie wir mit Midas diese Teilchen scannen können. Schlussendlich
waren wir erfolgreich. Wir haben ingesamt fast 300 Teilchen gefunden und diese
gescannt. Alle Teilchen, die wir gemessen haben, waren Agglomerate von kleinere
Teilchen. [21:52] Diese eine Form, die ähnlich ist wie interstellare Materie,
also Materie, die nicht in unserem Sonnensystem liegt, sondern weit entfernt im
Universum. Ingesamt haben wir also fast 300 Teilchen gescannt, von denen die
meisten kompakt waren - Zusammen-Ballungen. Ein Teilchen war sehr interessant,
dieses Teilchen war sehr porös, sehr flockig und es kann sein, dass dieses
Teilchen ein überlebendes Teilchen von der Geburt unseres Sonnensystem war, also
sehr sehr alt und fast unverändert. Woraus es besteht, konnten wir nicht
messen, aber andere Instrumenten an Bord der Rosetta haben uns gezeigt, dass
viele Teilchen aus vielen Mineralien, die wir auch auf der Erde finden können,
bestehen. Bis jetzt haben wir nur einen kleinen Teil der Daten, die wir
gesammelt haben, gut ausgewertet. Wir hoffen, dass wir mit der weiteren
Auswertung noch viele Jahre beschäftigt sein werden.
Persönlich finde ich alles sehr
interessant. Ich möchte verstehen, wie unser Sonnensystem, wie unsere Planeten,
wie wir entstanden sind. Ich finde auch die Technik sehr interessant. Wie man
ein Instrument konstruieren kann, um es ins All schicken zu können. Zusätzlich
muss es mit einer Rakete zu transportieren sein und nach 10 Jahren noch immer
funktionieren. Insgesamt finde ich es super, dass wir das machen können und wir
die Geschichte der Menschheit und des Universums wie ein Puzzle zusammen bauen.
[23:30] Fast alles auf der Erde ist
aus Sternenstaub gebaut und über der Forschung von Kometenstaub kann man
vielleicht auch über die Entstehung des Lebens auf der Erde sowie der Planeten
etwas erfahren. Darum finde ich das alles sehr interessant.
[23:51] Music.
Eine aufschlussreiche Mission
[24:06] Alle Wissenschaftler, die
an dem Kometen interessiert sind, haben mit der Rosetta-Mission neue
Erkenntnisse und neues Wissen gewonnen. die Weltraum Plasmaphysiker haben
nachgeschaut wie dieser Komet wie sein Schweif mit dem Sonnenwind interagiert
und haben sogar untersucht, ob der Komet ein eigenes Magnetfeld so stark wie
das der Erde hat. Er hat es nicht. Die Leute, die daran interessiert waren zu
erfahren, wie das Wasser auf der Erde kam, sind
teilweise enttäuscht worden -
nämlich jene, die der Meinung waren, das Wasser komme vom Kometen; die anderen
haben sich gefreut, denn man hat untersucht, was das für ein Wasser eigentlich
ist. Wasser ist nicht gleich Wasser, es gibt einmal das normale Wasser: H2O, 2
Wasserstoffatome und 1 Sauerstoffatom und es gibt noch das sogenannte schwere
Wasser, dessen Wasserstoffatome durch schwere Wasserstoffatom des Isotops
Deuterium ersetzt ist. Deuterium hat im Gegensatz zu Wasserstoff zum Proton
noch ein Neutron drin. Fast alles Wasser in den Ozeanen besteht aus beiden
Sorten. Wesentlich ist das Mischungsverhältnis,
[25:22] Diese ist wie ein
Fingerabdruck und gibt Auskunft darüber, wo und wie es
entstanden ist. Man hat
dieses Mischungsverhältnis mit dem im Kometeneis verglichen und heraus
gefunden, das es ein anderes Mischungsverhältnis ist, d.h.: das Wasser auf der
Erde kann nicht von einem Kometen gekommen sein.
[25:49] Die dritte Gruppe, die
an der Frage interessiert waren, ob die Kometen das Leben auf die Erde gebracht
haben. Die Kometen haben keine Bakterien auf die Erde gebracht.
Aber man hat
Kometen sowohl im Wassereis als im Kometenstaub selbst
[26:09] einfache
Aminosäuren gefunden.
[26:11] Und aus einfachen Aminosäuren kann man höhere
komplexe Aminosäuren zusammen basteln und es könnte schon sein, dass dazu
Kometeneinschläge beigetragen haben. Wenn Kometen keine Aminosäuren auf die
Erde gebracht haben, als sie runterkommen sind, bleibt wichtig, wenn wir
Kometen als Urbausteine betrachten, die solaren Scheiben vorhanden waren, das
als die Planeten entstanden sind, wahrscheinlich schon Aminosäuren auch dabei
waren.
D.h.: die Grundbausteine des Lebens sind bei der Entstehung des
Sonnensystems schon da gewesen.
[26:51] Der Umstand, dass Kometen ab und zu
abgelenkt werden aus dem ganz äußeren Sonnensystem und dass Kometen ins innere
Sonnensystem reinkommen, hat noch einen zusätzlichen Effekt:
[27:04] man kann
mit den Kometen auch etwas über das ganz ganz äußere Sonnensystem erfahren,
über den sogenannten Kuipergürtel und die Oortschen Wolke. Diese haben eine
ringförmige Struktur, die eigentlich schon außerhalb des Planetensystems
liegen, aber doch noch zum Sonnensystem gehören. Man kann auch dorthin fliegen.
Die NASA hat jetzt eine Sonde, die Pluto besucht hat, aber es natürlich
schöner, wenn Kometen zu uns kommen, denn dann können wir Sie hier analysieren.
Insgesamt gibt es eine romantische Vorstellung von Kometen, ich glaube, es ist
einfach sehr schön, wenn man einen Kometen am Himmel sieht. Insgesamt ist die
Forschung an Kometen ein wichtiger Teil bei der Beantwortung der Frage, wie wir
entstanden sind, wie das Sonnensystem, wie die Menschen, wie ist die Erde
entstanden ist. Dazu kann die Kometenforschung einen wesentlichen Beitrag
leisten. Vielen Dank das war’s aus Wien.
[28:08] Ich wünsche euch allen noch
eine schöne Zeit bis Jahreswechsel, mögt ihr alle Bücher, die ihr zu Hause
habt, lesen. Ich habe das Buch über die Zellbiologie mit 1500 Seiten, das so
spannend geschrieben ist, dass man es lesen möchte, dass ich es lesen möchte.
[28:44]
Alberts Molekularbiologie der Zelle. Und Florian, einer der Hörer der
physikalischen Soiree hat getwittert, Alberto, d.h.: das Buch dürfte auch bzw.
der Herausgeber dürfte ein Begriff sein. Es ist so spannend geschrieben...
[29:04]
Ich weiß nicht ...
[29:12] da werden Zusammenhänge dargestellt, das dürfte die
Kunst des Buchschreibens sein, ich kann es nicht besser beschreiben. Wunderbar,
ich freue mich, danke schön, das war’s, Lothar Bodingbauer verabschiedet sich.